Menstruation – Ehre dein Blut
Wenn ich mir das Tabu rund um das Menstruationsblut in unseren westlichen Gesellschaften ansehe, wünsche ich mir eine Veränderung, unseren Zyklus mehr zu ehren und zu feiern.
Was verbindest du mit dem Menstruationsfluss? Für uns blutende Wesen ist das Bluten oft mit Unbehagen und Schmerz oder sogar Scham verbunden. Die Menstruation wird als eklig, merkwürdig riechend und unrein empfunden. Die Blutung sollte weder sichtbar noch auf irgendeine Art bemerkbar sein. Heimlich verstecken wir einen Tampon in der Hand, wenn wir auf die Toilette gehen. Es gibt sogar spezielle Abfallbehälter in öffentlichen Toiletten zur diskreten Entsorgung. Anstatt die natürlichste Sache der Evolution der Menschheit zu ehren, behandeln wir unser Blut als Sondermüll!
Dabei ist das Gegenteil der Fall! Dieses Blut ist voller Nährstoffe, das kuscheligste, köstlichste Polster, das man einem potentiellen Baby fürs Wachsen bereitstellen kann mit allem, was für den Beginn eines neuen menschlichen Lebens nötig gewesen wäre.
Brooke Medicine Eagle, eine weise Amerikanische Ureinwohnerin, schlägt in ihrem Buch “Buffalo Woman comes singing” vor, diese Sicht auf das Blut als Sondermüll zu verändern. Stattdessen sollen wir unser Blut Mutter Erde als Geschenk übergeben, die unsere Zuwendung in diesen Zeiten so nötig hat. Gemäß alter Traditionen hockt sich eine Frau an einem ruhigen Ort in der Natur auf den Boden und gibt ihr „Mondblut direkt an die Erde zurück“ (Eagle, 1991, S. 332), wenn sie die Möglichkeit dazu hat .
Einige Forscher*innen vermuten sogar, dass in früheren Zeiten, als das Göttlich-Weibliche geehrt wurde, vor den Zeiten der patriarchalischen Gesellschaften das Blut der Frauen auf einem Altar dargeboten wurde. Ein Altar, der die Kraft der Erneuerung und das Mysterium der Schaffung neuen Lebens repräsentierte. Mit dem Aufkommen männlicher Götter wurde diese Praxis gestoppt und in das Blut von geopferten Tieren (oder sogar Menschen) umgewandelt. Das lässt einen noch einmal anders über das Blut Christi nachdenken, das während des Abendmahls geteilt wird!
Falls du es noch nicht getan hast, empfehle ich dir, dass du einfach einmal während deiner blutenden Zeit an einen ruhigen Ort in der Natur gehst und Mutter Erde ihr Blut zurückgibst, um den Planeten zu nähren. Verbinde dich mit Ihr und fühle die Ermächtigung durch die wiedererwachende Weisheit über das Göttlich-Weibliche in dir.
Für den Fall, dass das für dich zu esoterisch klingt, ist das in Ordnung, aber mache es trotzdem. Spirituelle Verbindung hin oder her, zumindest dieser kleine Teil des Blutes, den du in der Natur lässt, wird nicht als Sondermüll enden sondern Nährboden für die Natur sein.
„…unser Blut wird die ausgelaugten Böden nähren.
Unser Blut wird die trockene, müde Oberfläche der Erde tränken.
Wir werden bluten. Wir werden bluten. Wir werden
bluten, bis wir sie in unserem Blut baden und sie
glitschig wird, wie ein Neugeborenes“.
Ellen Bass
aus “Tampons” in Our stunning harvest
Ladies, ermächtigt euch und gebt zurück an Mutter Natur!
Literatur:
Brooke Medicine Eagle (1991). Buffalo Woman comes singing. New York: Ballantine Books.